An Ihre Latissimus dorsi, auch unter dem gebräuchlichen Begriff "Lats" bekannt, denken Sie vermutlich selten während Ihrer Trainingseinheiten. Bauchmuskeln, Gesäßmuskulatur und Bizeps – diese Muskelpartien sind zweifellos präsenter in Ihrem Bewusstsein. Sie sind sich ihrer Positionen und Funktionen bewusst. Jedoch gerät der Latissimus oft ins Abseits, da die Aufmerksamkeit zugunsten von Muskelgruppen gelenkt wird, die offensichtlicher ausgeprägt sind und einfacher anzusteuern erscheinen.

Was vielen jedoch möglicherweise nicht geläufig ist: Diese fächerförmigen Muskeln, die sich über eine beträchtliche Fläche des Rückens erstrecken, vollbringen in der Tat Erhebliches für Ihren Körper. Es gibt zahlreiche Vorzüge, die mit einer gezielten Kräftigung dieser Muskelgruppe einhergehen. Fachlich betrachtet, nimmt der Latissimus seinen Verankerungspunkt im mittleren und unteren Rücken, den unteren Rippen, am Becken sowie am Oberarm ein. Er beteiligt sich an Zugbewegungen der Arme wie beispielsweise Rudern, Klimmzüge und Pulldowns mit gestrecktem Arm. Auch bei Streck- und Drehbewegungen der Arme ist seine Funktion unerlässlich. Diese komplexen Zusammenhänge erläutert Melody Schoenfeld, Expertin im Bereich Kraft- und Konditionstraining.

Selbst bei Übungen, die auf den ersten Blick keine offensichtliche Verbindung zu ihm aufweisen, spielt der Latissimus eine signifikante Rolle. Bei korrekter Ausführung kann er dazu beitragen, die Wirbelsäule in eine optimale gestreckte Haltung für das Kreuzheben zu bringen. Dadurch wird der Tendenz des Rückens entgegengewirkt, sich unter der Last der Hantel zu runden. Ein weiterer Punkt, den Schoenfeld hervorhebt, ist seine Funktion bei der Aufrechterhaltung der korrekten Form während Kniebeugen und Bankdrücken.

Es ist demnach anzustreben, den Latissimus gezielt zu stärken. Doch wie erkennen Sie, ob Handlungsbedarf besteht? Im Folgenden werden die fünf entscheidenden Anzeichen dargelegt, auf die besonderes Augenmerk zu richten ist.

Latissimus

EINGESCHRÄNKTE BEWEGUNGSFREIHEIT

Die Stärke Ihrer Latissimusmuskeln spiegelt sich unmittelbar in ihrer Beweglichkeit wider – eine Erkenntnis, die nicht zu vernachlässigen ist. Sollte Ihnen im Bereich des Latissimus und der Schulterblätter die uneingeschränkte Fähigkeit zur Überkopf-Streckung fehlen, signalisiert dies einen Bedarf an gezielter Aufmerksamkeit.

Einen unkomplizierten Test zur Bestimmung Ihres Bewegungsspielraums durchzuführen ist ratsam: Platzieren Sie sich in Rückenlage, die Knie leicht angewinkelt und die Füße flach auf dem Boden, wodurch der untere Rücken sich sanft abflacht. Streben Sie danach, Ihre Arme über den Kopf hinaus und hinter Ihren Körper in Richtung Boden zu strecken, ohne hierbei die Ellbogen zu beugen. Falls eine Beugung der Ellbogen auftritt oder die Berührung der Arme ausbleibt, verdeutlicht dies die Notwendigkeit, sowohl an der Kraft als auch an der Beweglichkeit Ihrer Latissimusmuskeln zu arbeiten.

Die Mobilität der Schulterpartie mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, erlangt jedoch erhebliche Relevanz. Die Schultern erfahren von jedem Individuum, ob sportlich aktiv oder nicht, fortwährend anspruchsvolle Belastungen. Ob es um das Anheben, Greifen oder Halten von Gegenständen im alltäglichen Leben oder während sportlicher Betätigung geht, die einwandfreie Funktion der Schultern ist unentbehrlich. Hierbei sind es die Latissimusmuskeln, die als maßgebliche Unterstützer der Schulterpartie agieren.

WIEVIEL KLIMMZÜGE SCHAFFEN SIE? LATISSIMUS

Viele Menschen setzen sich vergeblich das Ziel, ihren ersten Klimmzug zu bewältigen. Sie verfügen über eine solide Muskelkraft, bewegen sich im gesunden Gewichtsbereich und haben bereits eine Weile lang bandunterstützte Klimmzüge oder negative Übungen trainiert. Wenn es trotz all dieser Anstrengungen nicht gelingt, einen erfolgreichen Klimmzug auszuführen, könnte dies darauf hinweisen, dass der Latissimus – ein oft übersehener Muskel – nicht angemessen trainiert wurde. Der Latissimus spielt eine zentrale Rolle bei der Durchführung von Klimmzügen, wohingegen andere Schulter- und Rückenmuskeln eine unterstützende Funktion für Stabilität und Balance haben.

Obwohl viele während des Klimmzugs den Bizeps oder den Trapezmuskel als Hauptziehmuskeln einsetzen, zeigt sich, dass die effizienteste Kraftquelle tatsächlich im Latissimus liegt. Fachexperten betonen diesen Punkt: "Erwarten Sie keine bedeutenden Fortschritte in den Wiederholungen, wenn der Fokus nicht auf dem gezielten Aufbau des Latissimus liegt. Ihr Körper ist vergleichbar mit einem Hochleistungsautomotor. Fehlt die angemessene Pflege, wird die Leistung beeinträchtigt. Wenn Sie eine Serie anspruchsvoller Klimmzüge mit Leichtigkeit bewältigen möchten, sind gut trainierte Latissimusmuskeln unerlässlich.

SIE HABEN EINE SCHLECHTE KÖRPERHALTUNG?

Zu Recht sollte betont werden, dass hierbei diverse andere Faktoren eine Rolle spielen können. Nichtsdestotrotz bleibt die klare Erkenntnis bestehen, dass die Stärkung des Latissimus nicht allein zur Verbesserung der Körperhaltung beiträgt. Trotz des Beitrags vieler Muskeln zu diesem Aspekt, ist die gezielte Kräftigung des Latissimus, insbesondere für Personen, die vermehrt druckbetonte Bewegungen praktizieren und Zugbewegungen weniger Beachtung schenken, von herausragender Bedeutung für die Haltungsoptimierung.

In einigen Fällen kann ein schwach entwickelter Latissimus tatsächlich als fundamentale Ursache für eine unzureichende Körperhaltung fungieren. Die fortdauernde Anspannung in einer ungünstigen Sitzhaltung bewirkt eine Schwächung des mittleren und oberen Rückenbereichs, was seinerseits auf die Bauchregion abstrahlen kann. Eine korrekte Körperhaltung setzt zudem einen stabilen Rumpf voraus. Hierbei tragen Übungen, die dem Widerstand von Rotation standhalten – wie die Pallof-Presse, die Landminenpresse und ähnliche – dazu bei, die gesamte Region simultan zu trainieren. Diese Herangehensweise ist unverzichtbar, um eine optimale Körperhaltung zu gewährleisten.

SCHMERZEN IM OBERARM ODER SCHULTER?

Ein Anzeichen für eine mögliche Latissimus-Schwäche manifestiert sich oft in Form von Schwäche oder Schmerzen im Bereich des Oberarms oder der Schulter. Dieser Zusammenhang ergibt sich aus der Tatsache, dass der Latissimus dorsi bei einer Vielzahl von Bewegungen des Oberarms, die von der Schulter aus gesteuert werden, eine herausragende Rolle spielt. Er setzt am Oberarm an und agiert als maßgeblicher Akteur. Schwäche oder Schmerzen, die in diesem spezifischen Bereich auftreten, könnten ein deutliches Indiz für einen möglicherweise schwachen, angespannten oder schmerzhaften Latissimus sein.

Zweifelsohne ist eine fundierte Analyse durch einen erfahrenen Physiotherapeuten unumgänglich, um die exakte Ursache Ihrer Beschwerden zu identifizieren. Doch es sei angemerkt, dass mitunter die Lösung erstaunlich simpel sein kann: Eine gezielte Stärkung der Muskulatur in diesem spezifischen Bereich. Die Aneignung einer gesteigerten Kraft im Latissimus-Bereich könnte sich als äußerst wirksame Maßnahme erweisen, um sowohl Schwäche als auch Schmerzen zu mildern und letztlich Ihre körperliche Verfassung zu verbessern.

Rückentraining

SIGNALE VON LATISSIMUS: SCHULTERHALTUNG

Sie haben sicherlich bereits von Trainern den Ratschlag gehört, "die Schultern fallen zu lassen" oder darauf geachtet, dass die Schultern nicht in Richtung der Ohren wandern. Wenn Sie bei bestimmten Übungen, insbesondere solchen, die den Oberkörper betreffen, Schwierigkeiten damit haben, könnte dies auf latente Probleme im Latissimus hinweisen. Die primäre Funktion des Latissimus liegt in der Stabilisierung der Schulter. Während einer Bankdrückbewegung beispielsweise ist es von essenzieller Bedeutung, sich mit den Schulterblättern auf die Bank zu drücken und die Arme in den Latissimus einzubetten. Sobald Ihre Schultern dazu tendieren, sich in Richtung Ihrer Ohren zu bewegen, signalisiert dies unter anderem mögliche Schwächen in der Latissimus-Muskulatur, die spezifisch angegangen werden sollten, um eine ungewollte Dominanz anderer Muskelgruppen zu verhindern.

Dieses Szenario kann ebenso bei anderen Oberkörperübungen auftreten, wie beispielsweise Klimmzügen, Latzügen oder Rudern im Sitzen. Die Unterentwicklung des Latissimus wird besonders offensichtlich, wenn Hilfsmuskeln wie der obere Trapezius (auch als "Trapezius" bekannt) in die Bresche springen und die Schultern nach oben ziehen, um den primären Muskel, also den Latissimus, während der Übung zu unterstützen. Auch wenn Ihnen dieser Zusammenhang möglicherweise nicht direkt bewusst ist, kann ein qualifizierter Trainer Ihnen dabei helfen, dies zu erkennen und entsprechende Schritte einzuleiten, um den Latissimus gezielt in diesen Übungen effektiver einzusetzen.


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